10.02.2019

Wenn einer Reise tut …

Diese Schönheit, die ursprünglich normalspurige, heute breitspurige Co’Co’ GM36 der Commonwealth Railways in Seymour: Diese sah ich vom Zug aus, was mich auf das Heritage Railway Centre aufmerksam machte.

Immer auch ein Zweck meiner Reisen war es, mit der Eisenbahn zu fahren und mehr über die Eisenbahnen zu «er»-fahren. Eisenbahn-Museen sind für letzteres immer eine mehr oder weniger ergiebige Gelegenheit. Und in Australien wimmelt es nur so von Eisenbahn-Museen. Warum hat es in Australien so viele Eisenbahn-Museen?  Im Ganzen findet man im Internet 21 Museen, wobei natürlich nicht alle dieselbe Bedeutung haben und diese Liste ist noch nicht einmal vollständig. Einer der Gründe liegt in der Geschichte und damit auch in der Eisenbahn-Geschichte Australiens.

Bevor Australien aus den bis dahin selbständigen Kolonien zum Bundesstaat wurde, war New South Wales, die politisch und wirtschaftlich bedeutendste Kolonie mit der Hauptstadt Sydney. Sie entschied 1852 ihr Eisenbahnnetz mit einer Spurweite von 1600 mm zu bauen. Diesem Entscheid folgten die Provinzen Victoria (Melbourne) und South Australia (Adelaide) und begannen ihr Bahnnetz zu entwickeln. New South Wales revidierte den Entscheid kurz darauf auf Normalspur. Victoria und South Australia hatten aber bereits mit dem Bau begonnen und entsprechendes Rollmaterial beschafft. Eine weitere Variante ist die sogenannte Kapspur, die u.a. in Westaustralien, Queensland, aber auch in den Northern Territories, Südaustralien und Tasmanien vorkommen.  Dies führte dazu, dass zeitweise an 36 Orten umgestiegen bzw. umgeladen werden musste. Noch heute betreiben Victoria und South Australia Netze in Breitspur 1600 mm.

Nun, ich habe ja bereits über das schöne Museum von New South Wales berichtet. Ich zeige hier ein paar weitere Beispiele, Museen, die ich besuchte, obwohl es mittlerweile wegen ein paar eigenartigen und unschönen Vorkommnissen zuhause eher unwahrscheinlich geworden ist, dass diese Informationen ausser den Lesern dieses Blog noch weiteren allenfalls daran Interessierten zur Verfügung stehen werden. Eigentlich schade, aber mit habe die Besuche trotzdem etwas gebracht.

Von Melbourne aus habe ich das Seymour Railway Heritage Centre in Seymour VIC, ein 1 1/2 -stündige Bahnreise nördlich von Melbourne, besucht. Aufgefallen ist es mir auf der Reise von Sydney nach Melbourne von Zug aus. Es ist eigentlich kein Museum, aber das Tor mit einer Hinweistafel, man solle sich anmelden, stand offen. Zunächst habe ich niemanden gefunden, wurde dann aber von Kevin Wright auf meinem Rundgang begleitet. Hier ein paar Eindrücke:

Breitspurige VicRail Co’Co’ B74 und einer der schön restaurierten, betriebsfähigen Holzkastenwagen, der älteste von 1903.

Leider etwas Dunkel: Inneres eines Holzkastenwagens.

Das Seymour Heritage Centre hat auch moderne Diesellok, mit denen sie – nebst einer Dampflok – ihre Züge betreiben und die sie z.T auch an private Eisenbahn-Unternehmen ausleihen.

Melbourne ist eine Eisenbahnstadt: ein elektrifiziertes S-Bahn-System, mit modernen Dieseltriebwagen betriebene Netz im Staat Victoria, alles breitspurig, und das grösste Tramnetz der Welt.

Moderner E-Class Triebwagen Flexity Swift von Bombardier, gefertigt in Dandenong (Melbourne)

A-Class-Triebwagen von 1983 vor der grossen Halles des Bahnhofs Southern Cross

C-Class-Triebwagen, ein Alstom Citadis von 2001.

Melbourne hat nicht nur das grösste Tramnetz der Welt, Melbourne hat etwas ausserhalb auch ein Eisenbahn-Museum, das Australian Railway Historical Society Museum in Newport auf einem Teil des Geländes der Werkstätte der Victorian Railways und wird von der Victorian Division der ARHS betrieben. Es ist eine grosse Sammlung von Dampf-, Diesel- und Elektroloks einschliesslich Triebzüge, Personen- und Güterwagen der Spurweite 1600 mm, leider nur sehr wenig unter Dach. Ein Besuch lohnt sich und ist mit den VR-Vorortszügen sehr gut erreichbar.

E 236, eine C mit Innenzylindern, AHRS Newport, Williamstown North

Die grösste Dampfok der VR, H220 (Newport Workshops 1941), 2’D2′ h3 für 1600 mm Spurweite.

VR-Diesellok B83 von 1952 mit zwei Führerständen.

Elektrischer Triebwagen mit Holzkasten für den Vorortsverkehr in Melbourne.

Das allerneuste für Melbourne kommt aus China: Vortortszüge von CRRC auf dem Gelände der Newport Shops, neben dem Museum Newport, Williamstown North.

VR-Vorortszug in Newport.

Etwas weiter weg vom Schuss ist das 250 km nördlich von Adelaide gelegene Steamtown Heritage Rail Centre in Peterborough SA, welches das Kleinste der hier vorgestellten ist, aber durchaus auch einige sehenswerte Objekte hat. Hier hat mich Jennifer, die Partnerin meines verstorbenen Freundes Gary, gefahren. Sie wollte das unbedingt und liess mich es nicht mit einem Mietwagen selber tun.

Peterborough war ein Knotenpunkt des Kapspur-Netzes von Südaustralien. Gleichzeitig hatte es Breit- und Normalspur-Anschlüsse. Ausdruck dieser Tatsiche ist die Drehscheibe für alle drei Spurweiten.

Drehscheibe für drei verschiedene Spurweiten, Steamtown Peterborough SA.

Im Rundschuppen von Steamtown stehen Dampf- u d Dieselloks, links eine NSU Class der Commonwealth Railways, die auf der alten, kapspurigen Ghan-Strecke nach Alice Springs verkehrte.

Kleines Detail: links hinten im Bild, ein Geschwindigkeitsmesser von Hasler, Bern, wie man ihn hier auf allen ausgestellten Lokomotiven findet.

Kapspurige 1’C, ausgestellt in der Stadt

Blickfang vor dem Museum Steamtown Peterborough SA.

Eine 2’D in der Werkstatt, Steamtown Peterborough SA.

Nicht zu vergessen ist natürlich das National Railway Museum, Port Adelaide SA, das ich vor sechs Jahren besucht habe und das als das grösste Eisenbahn-Museum gilt.

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