Rapa Nui – die Osterinsel, Isla de Pasqua – ist eine Insel im pazifischen Ozean, weit weg von Kontinenten und anderen grösseren Inseln. Sie ist vermutlich jene Insel, die am weitesten weg ist von jedem anderen Teil der Erde, auf dem man laufen kann: rund 3700 km bis zum chilenischen Festland, fast 4300 km nach Tahiti, rund 6700 km nach Neuseeland, fast 2000 km bis zur nächsten bewohnten Insel Pitcairn.
Die Insel selber ist etwa 23 km lang und 13 km breit und hat die Form eines rechtwinkligen Dreiecks. Zum Vergleich: Sifnos (Westkykladen, Griechenland) ist 16 km lang und etwa 8 km breit. Rapa Nui ist vulkanischen Ursprungs. Die ganze Insel besteht aus vulkanischen Gesteinen, Lava verschiedener Konsistenz und aus Basalt. Heute zeigt einzig die Landschaft diesen vulkanischen Charakter. Es gibt drei Hauptvulkane, einer davon hat eine Caldera gebildet, und viele Nebenkrater. Es gibt aber auf der ganzen Insel keine Anzeichen vulkanischer Aktivitäten mehr. Auch in den Geschichten der Rapanui kommt keine vor.
Früher war die Insel offenbar ziemlich bewaldet, u.a. mit einer endemischen Palmenart. Die Entwaldung soll vor ca. 1000 Jahre begonnen haben. Heute sind im Zentrum der Insel Eucalyptuswälder angelegt. Das Potential für weitere Wälder wäre sicher gegeben und für die Insel aus verschiedenen Gründen, u.a. um die Erosion zu stoppen, von Vorteil. Die Abholzung erfolgte hauptsächlich durch die Rapanui selber.
Die Insel war nie Teil eines Kontinent. Sie ist durch Vulkanismus im Pazifik vor Millionen von Jahre entstanden, als die Kontinente sich schon lange voneinander verabschiedet haben. Deshalb ist sie auch relativ arm an endemischen Tier- und Pflanzenarten. Vieles, was heute da ist, wurde von den Polynesiern, die die Insel als erste besiedelten und durch die Kolonisierung durch die Europäer eingeführt. Nutztiere, die die Polynesier einführten, waren Schweine und Hühner. Hühner kann man frei laufen lassen, weil es auf der Insel offenbar – ausser den die ganze Nacht durch heulenden zahlreichen Hunde – keine Raubtiere gibt. Dass Hühner da sind, merkt man am frühmorgendlichen Geschrei der Hähne.
Politisch gehört Rara Nui zu Chile und hat heute einen Sonderstatus. So darf kein Land an Nicht-Rapanui verkauft werden und die Sprache Rapanui wird in den Schulen gelehrt. Die rund 7000 Rapanui leben in zwei Dörfern auf der Insel: Hanga Roa und Mataveri, die beide an der Westküste liegen und zusammengewachsen sind. Ausserdem gibt es einige kleine Bauernhöfe verstreut über die Insel. In Hanga Roa ist der Flughafen, der wegen seiner Space-Shuttle-tauglichen 3,4 km langen Piste einen gewissen Bekanntheitsgrad erworben hat und der täglich von Santiago aus angeflogen wird. Hanga Roa ist das touristische Zentrum, in dem nebst den kulturellen Sehenswürdigkeiten der Insel Surfen und Tauchen usw. angeboten wird. Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der Insel und ist international. Es gibt Hotels in allen Preisklassen – in der Regel nicht billig, da die Versorgung der Insel fast ausschliesslich vom Festland aus erfolgt. Wasser ist eher knapp und die Elektrizität wird mit Öl erzeugt.
Ich wurde von einem Rapanui in zwei Tagen über die Insel geführt. Hauptsache war natürlich die Kultur von Rapa Nui (siehe in meinem folgenden Beitrag). Wir haben uns aber auch über andere Themen unterhalten. So habe ich irgendwo gelesen, dass man auf 20 % der Fläche genügend Landwirtschaftsprodukte – Milch, Gemüse, Früchte aller Art usw. – erzeugen könnte, um den Bedarf der lokalen Bevölkerung und des Tourismus zu decken. Das Klima ist mit einer Durchschnittstemperatur von 20 °C ganzjährig günstig. Wind und Sonne könnten wahrscheinlich auch den Energiebedarf weitgehend sicherstellen. Und eine geschickt geplante Aufforstungspolitik zusammen Massnahmen zum Wassermanagement, das den oberflächlichen Abfluss der rund 1200 mm Niederschlag bremst könnte vermutlich auch die Wasserversorgung verbessern. Das ist jetzt vielleicht etwas hochgestochen von mir: Man könnte auf dieser Insel ein Pilotprojekt zur nachhaltigen Produktion aufziehen.
Ich habe mich auf der Insel sehr wohl gefühlt, nicht zuletzt wegen dem kleinen, sehr angenehmen und sehr aufmerksam geführten Hotel Boutique Hare Nua, in dem ich logierte. Es gibt in Hanga Roa auch einige sehr gute Restaurants. Wer Zeit und Musse hat, soll auf die Osterinsel Rapa Nui reisen.