14.10.2018

Lake Huron – Lake Michigan

Montag, 8.10.2018 Columbus Day

In Cleveland soll ein Teil der Ladung gelöscht werden. Das geht aber nicht heute am Montag, weil hier Columbus Day ist, ein offizieller Feiertag in den USA. Ich nehme mir einen Tag frei und eine Nacht in einem Hotel, nicht zuletzt um wieder einmal ohne Einschränkungen mit dem Rest der Welt kommunizieren zu können, so z.B. um den Blog endlich zu füttern. Wie ein Hotel suchen, wenn man keinen Anschluss ans Internet hat? Man geht in ein beliebiges Hotel egal welcher Klasse, sitzt in die Lobby, bekommt ein Getränk offeriert und kann hemmungslos im Gast-Internet-Zugang sein Hotel suchen. Billig sind sie alle nicht hier in Cleveland, aber es hat eine Auswahl. Was ich dann allerdings feststellen musste, ist Folgendes: Booking gibt mir einen Preis an, anhand dem ich auswähle. Auf der Rechnung kommen dann allerdings 16% Steuern dazu, das hätte ich doch wissen können. Nun, was soll’s: das Zimmer war absolut in Ordnung, das Bett en Himmel verglichen mit der harten chinesischen Koje auf dem Schiff. Das Essen war gut und v.a. die beiden Great Lake Dortmunder haben sehr geschmeckt. Und der Zweck diese Aufenthaltes ist erfüllt: Ihr habt etwas zu Lesen bekommen.

Cleveland: das war am Columbus Day. aber auch am Dienstag hatte es nicht mehr Leute im Stadtzentrum

Cleveland, Hyatt Regency Arcades: Mein Zimmer war auf der rechten Seite.

Dienstag, 9.10.2018

Ich entschliesse mich dann, zum Schiff zurück zu gehen, Rockn’Roll-Museum und Art Gallery hin oder her. Das Zentrum von Cleveland ist eine Ansammlung von beeindruckenden Repräsentativbaute und einigen Wolkenkratzer. Aber die Stadt ist «leer»: wenig Strassenverkehr auf breiten Strassen und wenig Leute, obwohl es ein wunderschöner und mit 28°C warmer Spätsommertag ist. Wenn ich da an die Bahnhofstrasse in Zürich zu fast jederzeit denke …

Nachdem ich den Hotel-Lobby-Trick noch eine Weile für eine verlängerte Kommunikationsphase genutzt haben, laufe ich zum Hafen zurück und zum Schiff. Dort werden Coils entladen. Für mich beginnt auch wider der Schiffsalltag. Auslaufen ist allerdings erst für den Mittwoch angesagt.

Mittwoch, 10.10.2018

Es wird immer noch geladen. Zuerst hat es geheissen, dass wir um 15:00 auslaufen werden. Dann ziehen aber Wolken auf und der Löschprozess muss wegen Regen (siehe Blogbeitrag «An Bord, Freitag, 21.9.2018) zeitweise unterbrochen werden. Der Lotse ist war schon an Bord, aber es wird 22:30 bis wir auslaufen können. Wir befinden uns seit gut eine halben Stunde auf Fahrt auf dem Eriesee, als der Kapitän den Lotsen informiert, dass wir wegen Maschinenproblemen die Fahrt kurz unterbrechen müssen. Nach einet Weile wird klar, dass sich das Problem bei laufender Maschine nicht lösen lässt. Der Kapitän schlägt vor, zu ankern, was ohne weiteres möglich ist, das der Eriesee nicht so tief ist. Die Reparatur dauerte dann auch 2 ½ Stunden.

Wir verlassen Cleveland am späten Abend: die Skyline

Donnerstag, 11.10.2018

Am Morgen sind wir immer noch im Eriesee und laufen gegen 10 Uhr in den Detroit River ein, passieren um den Mittag die Brücke über den Detroit River zwischen Detroit auf der U.S.- bzw. Windsor auf der kanadischen Seite. Hier kommt ein neuer Lotse an Bord, der mir über Detroit erzählt, dass es nach Chicago die Stadt in den USA ist mit den zweitmeisten Mordfällen. Von aussen sieht sie sehr gepflegt aus, v.a. das architektonisch interessante G.M.-Building.

Detroit, Brücke Detroit–Windsor CND, Detroit River: das GM-Building ist rechts

Blick zurück: Brücke über den Detroit River, Port Huron

Der neue Lotse bringt uns durch den Detroit River und den Lake St. Clair bis nach Port Huron, wo wir am Abend den Huronsee erreichen und wieder neue Lotsen bekommen, diesmal im Doppelpack, ein Lotse mit einem Lehrling. Der Lotse ist sehr kommunikativ, v.a. auch laut.

Freitag, 12.10.2018

Ich habe auf dieser Reise selten so gut geschlafen. Dank der kurzen Wellen, die von vorne kommen, schaukelt das Schiff, seemännisch heisst das «es stampft» und dieses Stampfen schein mich richtig in den Schlaf gewiegelt zu haben. Am Morgen sind wir südlich von Mackinac Island noch im Huronsee. Mackinac Island ist ein Tourismusort, offenbar ganz ohne Autos, nur Pferde und Velos. Vom Schiff aus sieht es ziemlich mondän aus, vielleicht auch ein bisschen «Tod in Venedig». Wir drehen unmittelbar vor der Insel gegen Westen und unterqueren die imposante Mackinac-Hängebrücke, die gleichzeitig die Grenze zum Michigansee macht. Leider ist das Wetter grau, aber was soll’s? Wir nehmen eine Kurs im See, sodass ausser Wasser ohnehin nichts zu sehen ist. Und der laute Lotse, der auch noch extrem laut Radio hört auf seinem Handy vertreibt mich von der Brücke.

Mackinac-Bridge, Lake Huron, links das historische Lighthouse gegenüber Mackinac

Mackinac Island, Lake Huron

Die Mackinac-Bridge verschwindet hinter uns im Regen und Nebel, Lake Michigan

Samstag, 13.10.2018

Heute ist es strahlend schön und beim Morgenessen sieht man die Skyline von Chicago. Burns Harbor besteht im Wesentlichen aus einem Hafen und einem Stahlwerk. Es geht ans Abschied nehmen, von eine sehr sympathischen Kapitän und einer sehr freundlichen Mannschaft. Mit dem dritten Offizier haben ich auf der Reise Musik ausgetauscht. Von ihm habe ich polnischen Blues bekommen und ihm dafür Albert King und Steve Ray Vaughan gegeben. Er kommt auch extra noch vom Schiff runter als ich schon an Land bin. Der Abschied vom Kapitän ist herzlich und ich glaube es beruht auf Gegenseitigkeit. Diese drei Wochen an Bord der GARDNO werde ich in guter Erinnerung behalten.

Chicago, Lake Michigan

Burns Harbor, der Hafen ist rechts vom Stahlwerk

Die GARDNO in Burns Harbor: mein Zuhause der letzten drei Wochen. Für ein relativ kleines Schiff ist sie schon ziemlich gross, oder?

Der Lotsen-Lehrling – ein gestandener Mann und ehemaliger Kapitän der Coast Guard – hat für mich ein Auto reservieren lassen. Da die Autovermietung – entgegen ihrer Werbung – mich nicht abholen will, nimmt mich der Port Agent mit, sodass ich um 14:00 ein Auto habe, mit dem ich quer durch Indiana nach Mansfield OH fahre, wo ich jetzt in einem Hotel sitze und noch diesen Blog schreibe.

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