9.10.2018

Seaway Transit: Von Montreal zum Ontariosee und zum Welland-Kanal

Freitag, 5.10.2018

Das Ablegen von Montreal um 01:00 am Freitag Morgen habe ich bereits erwähnt. Die anschliessend Fahrt führt auf dem teilweise kanalisierten St.-Lawrence-River bis zum Ontariosee. Dieser Abschnitt heisst Seaways Transit, ist ein gemeinsames Unternehmen der USA und Kanada und umfasst sieben Schleusen, die uns rund 69 m heben werden. Die erste Schleuse, St-Lambert, habe ich in der Nacht noch miterlebt. Hier findet wieder ein Lotsenwechsel statt. Die zweite Schleuse, Ste-Cathérine, habe ich verschlafen und von der dritten an, der unteren Beauharnais-Schleuse bin ich dann wieder voll dabei. Es ist schon faszinierend, wie die Lotsen dieses relativ schwerfällige Schiff, das v.a. bei den sehr tiefen Geschwindigkeiten, mit der es sich auf die Schleusen zu bewegt, nur sehr langsam auf Steuerbefehle reagiert, in die Schleusen hineinbringen ohne Kratzer – ömel fascht – die vielleicht beidseits 30 cm zwischen der Schleusenwand und dem Schiff lassen. Bis zur nächsten Schleuse, der Snell Lock weitet sicher der Fluss aus und verengt sich wieder. Von der Snell Schleuse zur Eisenhower Schleuse – diese zwei werden von den US-Amerikanern betrieben – ist es nicht weit, zur nächsten und letzten wird es gegen Mitternacht. Damit haben wir die Höhe des Ontariosees erreicht, den wir am Samstag längs durchqueren werden.

Lower Beauharnais Lock

Lower Beauharnais Lock, Blick auf Montreal: eine ganze Nacht unterwegs und immer noch in der Nähe von Montreal

Upper Beauharnais Lock: Da bleibt nicht mehr viel Luft zwischen Schiff und Schleusenwand

Unter die Schleusen im St.-Lorenz-Fluss von Montreal bis zum Ontariosee, oben jene des Wellandkanals

St-Lorenz-Strom zwischen den Beauharnais Locks und dem Snell Lock

Was sieht man vom Schiff aus? Landschaft mit vielen Bäumen, die gerade beginnen sich zu verfärben. Schön wäre es, einen Liegestuhl zu haben und sich an einem ruhigen Ort auf dem Schiff der Kontemplation der vorüberziehenden Landschaft zu widmen.

Seayways Transit, Snell Lock–Eisenhower Lock

Gänse beim Snell Lock. Hier gibt des hunderte davon, die offenbar den Winter über bleiben, und zwar schön inner halb des Zauns, der die Schleusenanlagen umgibt

Samstag, 6.10.2018

Am Morgen sind gerade noch die letzten Inseln am östlichen Ende des Ontariosee zu sehen. Vor uns eine graue Wetterwand bei einer Aussentemperatur von 15°C. Die Fahrt über den See ist eine Fahrt über einen grossen See: man sieht nichts als Wasser. Hier gibt es keine Wale oder sonstige Attraktionen, also Zeit zum Lesen und sich zu beschäftigen. Gegen Abend klart das Wetter auf und vor Sonnenuntergang kommt der Lotse an Bord, der uns in den Welland-Kanal bringen wird.

Port Weller, Einfahrt zum Welland-Kanal

Port Weller, Lock 1

Welland-Kanal, Lock 5, gerade anschliessend die nächste Schleuse

Der Welland-Kanal verbindet den Ontariosee mit dem Eriesee und überwindet einen auf einer Distanz von 44 km mithilfe von acht Schleusen einen Höhenunterschied von 99 m. Das ist dieser Höhenunterschied der einige Kilometer westlich vom Kanal der Niagara-River mit entsprechendem Getöse und dazugehörigem Touristenrummel fast an einem Ort tut. Warum der Kanal Welland-Kanal heisst, weiss ich mangels Zugang zu Wikipedia nicht.

Beim Sonnenuntergang sind wir in der ersten Schleuse. Ich bleibe auf bis zur Doppelschleuse 4 und 5, ein auch in der Nacht imposantes Bauwerk, die sogar aus zwei parallelen Doppelschleusen besteht. In der Nacht muss die Fahrt wegen zu dichtem Nebel für zwei Stunden eingestellt werden, sodass wir am Morgen gerade die letzte Schleuse bei Port Colborne verlassen.

Welland Kanal, Lock 8, Port Colborne

Schiffsfriedhof in Port Colborne, das sind sog. Laker, ein Schiffstyp, der für die grossen Seen typisch ist. Das hier sind ziemlich alte.

Port Colborne, Ausfahrt in den Eriesee

Sonntag, 7.10.2018

Grau in Grau und neblig, sodass wir Port Colborne nicht mehr sehen, als wir ein paar Meilen ausserhalb im Eriesee vor Anker gehen, um auf den nächsten Lotsen zu warten, der uns dann über den See und am späteren Abend in Cleveland in den Hafen bringt. Hier werden wir vermutlich bis Mittwoch bleiben, da am Montag in den USA Columbus Day ist – da wird nicht gearbeitet – und Dienstag und Mittwoch ein Teil der Ladung entladen wird. Ausserdem findet ein Wechsel eines Teils der Mannschaft statt: z.B. der 1. Offizier, der das Schiff in China abgenommen hat und bei der Jungfernfahrt bis hierher dabei war oder der Steward, werden nach fünf Monaten nach Hause gehen.

Cleveland, Montag Morgen, Columbus Day

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